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Rumänien-Blog


Dornröschen Sibiu: Ökonomie und Kultur

„City of Culture – City of Cultures" benannte sich Hermannstadt (rumänisch: Sibiu) als Europäische Kulturhauptstadt 2007 und erwachte laut internationaler Presse aus einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf. Zeitgleich trat Rumänien der Europäischen Union bei, womit Sibiu zur ersten Stadt in einem neuen Mitgliedsstaat im Osten der EU wurde, welche den begehrten Titel holte. Interessant ist hierbei vor allem die Verzahnung der ökonomischen und kulturellen Entwicklungen Hermannstadts unter der Regie des damaligen Bürgermeisters Klaus Johannis.

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88 Meilen westwärts: Hermannstadt alias Sibiu

Schnurgerade westwärts gelangt man etwa 88 Meilen bzw. 142 km von Brașov entfernt nach Hermannstadt (rumänisch: Sibiu). Sibiu liegt am Fuß der Karpaten, hat aktuell 11 Partnerstädte in aller Welt und war bereits zu Zeiten der Siebenbürger Sachsen ein relevantes Handelszentrum Siebenbürgens. Dort liefen die wichtigsten Handelsrouten zusammen, was für die Stadt jedoch nicht nur positive Folgen hatte, sondern sie auch zu einem gefragten Angfriffsziel machte. Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung ist Hermannstadt heute gleichermaßen. Zudem ist Sibiu Heimatstadt des deutschstämmigen Präsidenten Rumäniens, der seit Dezember letzten Jahres im Amt ist. Klaus Johannis ist sein Name.

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Zu den Hollywood Hills Transsilvaniens: Von Schäßburg nach Brașov

Reist man von Sighișoara Richtung Nordosten, kommt man am UNESCO-Dorf Keisd (Saschiz) vorbei, passiert kleine Orte, deren Wehrkirchen restauriert wurden und erreicht nach 120 km Kronstadt, das mit einer viertel Million Einwohnern fast zehnmal so groß ist wie das pittoreske Städtchen Schäßburg. Ein dem berühmten Hollywood Sign nachempfundener Schriftzug am Berg Tâmpa macht dem Besucher unmissverständlich klar, wo er sich befindet: in Brașov, wie Kronstadt auf Rumänisch heißt. So ist der Berg auch nicht Teil der Hollywood Hills, sondern der Karpaten, die die Stadt im Süden und Osten umgeben.

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Siebenbürgens sieben Burgen: Ein Besuch in Sighișoara

Sieben Städte inklusive Burgen gründeten sie, die Siebenbürger Sachsen. Schäßburg (rumänisch: Sighișoara) im KreisMureș ist eine von ihnen. Walachenfürst Vlad III. Drăculea, der als Țepeș, der Pfähler, in die Geschichte einging und zur literarischen Figur des Grafen Dracula inspirierte, soll hier geboren worden sein. Nach 1975 plante die Regierung in Bukarest, einen Teil der historischen Altstadt abzureißen, mit der Revolution 1989 war das Vorhaben endgültig vom Tisch. Zehn Jahre später wurde das mittelalterliche Zentrum der Stadt schließlich zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Londoner Stiftung „Mihai Eminescu Trust“ betreut weitere Restaurierungsprojekte in Dörfern der Umgebung Sighișoaras.

Schäßburg, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern gegründet, wird 1280 als Castrum Sex zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Heute leben kaum mehr Deutsche und eher wenige Ungarn dort, dennoch ist Sighișoaraoffiziell wieder dreisprachig – Rumänisch, Ungarisch und Deutsch. Es gibt ein Gymnasium, in dem Deutsch Unterrichtssprache ist. Am Joseph Haltrich Lyzeum ist es sogar möglich, ein deutschsprachiges Abitur abzulegen. 2012 wurde Sighisoara mit dem Europapreis für sein herausragendes Engagement für die europäische Integration ausgezeichnet. Schlendert man durch die pittoreske Stadt, kann es durchaus sein, dass man einem der vielen Dracula-Darsteller begegnet. Im angeblichen Geburtshaus seines historischen Vorfahren Vlad III. Drăculea lässt es sich heute speisen. Sighisoara wird von der Tourismusbranche nur zu gern als rumänisches "Rothenburg" bezeichnet. Das gesamte Ensemble des historischen Zentrums, bestehend aus der mittelalterlichen Festung inklusive gotischer Kirche, der Burganlage mit Wehrtürmen und den Wohnhäusern ist das einzig intakte dieser Art. Beim Spaziergang durch den von der UNESCO geschützten Stadtkern kommt man am Wahrzeichen Sighisoaras, dem Stundturm nicht vorbei: Beinahe zweieinhalb Meter dick sind Mauern im Erdgeschoss des imposanten Bauwerks aus dem Mittelalter, welches nun das Museum der Zünfte beherbergt. Hoch über der Stadt thront die Schäßburger Bergkirche – mit Mitteln aus der deutschen Messerschmitt Stiftung wurde sie renoviert.

Zu den Stiftungen, die sich für Erhalt und Restaurierung historischer Gebäude in der Gegend einsetzen, gehört auch der Londoner „Mihai Eminescu Trust“, benannt nach dem rumänischen Dichter, der im 19. Jahrhundert Maßstäbe für die rumänische Literatursprache setzte. Schirmherr ist Prince Charles, der schon 2003 gemeinsam mit der UNESCO eine Bürgerinitiative gegen die Abholzung eines Eichenwaldes nahe Schäßburgs unterstützte. Die Bäume stehen noch. Zur Zeit engagiert sich die Stiftung für etwa 30 Dörfer. In den meisten von ihnen stehen beeindruckende Wehrkirchen, solide errichtet von schaffensfreudigen Siebenbürger Sachsen. So auch im UNESCO-Dorf Keisd (Saschiz) bei Sighișoara, dessen Kirchenburg restauriert wurde. Neben der im gotischen Stil erbauten Kirche im Ortszentrum gibt es hier noch eine Fluchtburg auf einem Hügel über dem Ort, die im 14. Jahrhundert den Bewohnern acht benachbarter Dörfer als Schutzraum diente. Es waren Zeiten, in denen Kirchen wehrhaft sein mussten.

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Dem Sohn des Drachen auf der Spur: Draculas Erbe und Prinz Charles

Reist man durch das Land „hinter den Wäldern”, kommt man nicht umhin, einer der Berühmtheiten der geschichtsträchtigen Region zu begegnen: Auf den – mitunter vermeintlichen – Spuren des Walachenfürsten Vlad III. wandeln zahlreiche Transsilvanienreisende, kräftig unterstützt von der Tourismusbranche. Jener Fürst wäre sicher nicht so prominent, hätte er nicht einige Jahrhunderte später den irischen Schriftsteller Bram Stoker zum wohl berühmtesten Vampir der Literaturgeschichte inspiriert. Letzteres sehen jedenfalls die meisten Sachkundigen so.

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