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Rumänien-Blog


Zwischenstopp und Blick zurück: sechs und 78


„Womit beginnt man, ein unbekanntes Land vorzustellen?“. Mit dieser Frage startete am 10. September 2014 dieser Blog. Über sechs Jahre und 78 Blogeinträge später ging die Reise durch das ganze Land, durch neun Regionen: Landschaften, Dörfer Städte und Menschen, Historie und Gegenwart, Kultur, Politik und Gesellschaft. Zeit für einen Zwischenstopp und ein paar Augenblicke zurück.

Trans silvana, jenseits der Wälder, begann die Tour in Siebenbürgen. Auf den Spuren der ältesten deutschen Siedlerguppe in Osteuropa, den Siebenbürger Sachsen, begegneten wir einigen, die geblieben sind. Im Dokumentarfilm „Arbeit macht das Leben süß. Faulheit stärkt die Glieder” erzählen die Bewohner eines transsilvanischen Altenheims von ihrer Lebensgemeinschaft als Selbstversorger. Die Geschichte des im Westen Rumäniens gelegenen Banat ist ebenso mit deutschen Einwanderern verwoben, den Banater Schwaben. Mit Beginn der 1970er Jahre formierte sich im Banat Widerstand gegen das Regime Ceaușescus, die Region gilt als Wiege der Revolution von 1989, die ihren Anfang mit dem Volksaufstand in Temeswar (rumänisch: Timișoara) nahm. Das Terrain mit dem illustren Namen Kreischgebiet (rumänisch: Crișana) liegt ebenso im Westen des Landes. Dessen Hauptstadt Oradea war um 1900 besonders reich und schön, wurde Klein-Budapest genannt. Heute ist dort die sanierte Architektur der Art nouveau zu genießen. Dazu gehört das Teatrul Regina Maria, entworfen von den Wiener Architekten Fellner und Helmer, die auch das Stadttheater in Fürth planten. In der Maramuresch (rumänisch: Maramureș) ist man entschleunigt unterwegs. In Săpânţa besuchten wir den Cimitirul Vesel, den Fröhlichen Friedhof, mit seinen hölzernen, farbig bemalten Grabstelen – und darauf zu lesenden rustikalen Reimen. Weniger amüsant ist der dortige Raubbau an der Natur. Illegale Rodungen dezimieren den Baumbestand der letzten Urwälder Europas in Rumänien so zügig wie drastisch. Die Bukowina, das Land der Buchen, ist traditionell stark multikulturell geprägt. Vor 20 Jahren wurde sie zum Ausgangspunkt des Balkan Pop, einer Fusion aus traditioneller osteuropäischer Volksmusik und westlicher elektronischer Tanzmusik, welche in Deutschland rasant zum erfolgreichen Phänomen wurde. Die Region Moldau (rumänisch: Moldova) ist von besonderer Bedeutung für die Geschichte des Landes: 1859 wurde sie mit dem Fürstentum Walachei zum Fürstentum Rumänien vereinigt. 2018 besuchten wir per Blog das Theater Teatrul Tineretului in Piatra Neamț, welches mit ambitionierten Produktionen international für Aufsehen sorgt und zeigt, dass sich innovatives Engagement auch in abgelegenen Regionen Europas zu Projekten auf hohem Niveau manifestieren kann. Rumänien ist stark vom Gebirgszug der Karpaten geprägt, liegt jedoch auch am Meer. Mit einer 225 km langen Küstenlinie grenzt die Dobrogea de Nord ans Schwarze Meer. Über den Donau-Schwarzmeer-Kanal erreichen Schiffe quer durch Europa die Hafenstadt Constanța, im achten Jahr nach Chr. lebte dort der aus Rom verbannte Dichter Ovid im Exil. Natur pur lässt das Biosphärenreservat und Weltnaturerbe Donaudelta erleben. Von November 2019 an ging die Reise durch die doppelte Walachei: Oltenien und Muntenien, die Kleine und die Große. Von den Habsburgern nach Hackerville, zu den Kunstwerken des weltberühmten rumänischen Bildhauers Constantin Brâncuși und mit Tschick, Maik und einem Lada durch die sprichwörtliche und die reale Walachei bis zur Hauptstadt Bukarest (rumänisch: București).

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