Zwei Schönheiten: Lacul Vidraru und Catedrala Curtea de Argeș
Der Lacul Vidraru (deutsch: Vidraru-See), im Kreis Argeș im Nordwesten Munteniens gelegen, zeigt sich schon auf Bildern als besondere Naturschönheit, ist jedoch nicht allein aus der Natur entstanden. Auch eine weitere Schönheit der Großen Walachei ist in der Region zu bewundern: Die Kathedrale von Curtea de Argeș (deutsch: Argisch) zählt zu den berühmtesten Gebäuden Rumäniens.
Den besten Blick über den Lacul Vidraru bis hin zum Fagaras-Gebirge (rumänisch: Munții Făgăraș) bietet die Belvedere-Plattform. Entstanden ist der See durch den Bau der Vidraru-Talsperre (rumänisch: Barajul Vidraru) Mitte der 1960er Jahre, mittels welcher der Fluss Argeș gestaut wurde und die der Stromerzeugung dient. Auf der imposanten Bogenstaumauer verläuft die Transfogarascher Hochstraße (rumänisch: Drumul Transfăgărășan), eine Gebirgsstraße, die das Argeș-Tal in der Großen Walachei mit dem Olt-Tal in Siebenbürgen verbindet. Der See und seine Mauer werden gerne von Touristen besucht. Eine Zeit lang waren Bungee-Sprünge von der 166 Meter hohen Staumauer möglich, heute zählen Bootsfahrten oder Fischen zum Freizeitangebot. Über der Talsperre steht Prometheus. Der griechische Gott, der den Menschen das Feuer brachte und von Göttervater Zeus dafür bestraft wurde, hält als Statue des Bildhauers Constantin Popovici einen Blitz in die Höhe. Südlich des Stausees, auf einer Felskante gebaut, steht wiederum die Höhenburg Poenari (rumänisch: Cetatea Poenari), genauer gesagt ihre Ruine. Zu bewohnten Zeiten galt sie aufgrund ihrer geschützten Lage als nahezu uneinnehmbar. So wurde sie vor allem in Kriegszeiten als fürstlicher Zufluchtsort genutzt. Auch Vlad III. Draculea, dem wir im Blog immer wieder begegnen, erkannte die strategische Bedeutung der Burg und nutzte sie 1462 als Versteck vor Tataren und Türken. Heute steht die Burgruine unter Denkmalschutz. Bestens erhalten ist hingegen ein Kulturdenkmal in der Region. Etwa 30 km vom Lacul Vidraru entfernt erreicht man mit Curtea de Argeș eine der ältesten Städte Rumäniens. Vom legendären Woiwoden Radu Negru gegründet, wurde sie von diesem im 14. Jahrhundert zur ersten Hauptstadt des Fürstentums Walachei ernannt. Letzteres wurde laut Legende ebenso von Radu Vodă gegründet. Heute ist Radu ein häufiger Vor- oder Familienname in Rumänien. Der Fürst verlieh seiner Hauptstadt den Namen Hof (rumänisch: Curtea) am Argeș. In der Stadt gibt es mehrere historische Kirchenbauten, der berühmteste ist die Kathedrale Mănăstirea Curtea de Argeș oder Catedrala Curtea de Argeș. Auf den Grundmauern eines Klosters erbaute Fürst Neagoe Basarab diese von 1512 bis 1521 im byzantinischen Stil mit maurischen Arabesken. Die Kathedrale ist zudem Grabstätte der rumänischen Königsfamilie, in ihrer Nähe befindet sich ein großer Königspalast im maurischen Stil. Die Legendenbildung zu Stadt und Herrschern ist in Curtea de Argeș besonders ausgeprägt und inspirierte zahlreiche rumänische Dichter. Zu diesen gehört auch der Poet, Dramatiker und Politiker Vasile Alecsandri. Der Sammler rumänischer Volkslieder trug im 19. Jahrhundert zur Bildung einer rumänischen kulturellen Identität bei und als Politiker zur Einigung von Moldau und Walachei. In einer seiner Geschichten entwirft Neagoe Basarab während seiner Gefangenschaft in Konstantinopel eine großartige Moschee für den dortigen Sultan, um nach seiner Rückkehr aus dem übrig gebliebenen Material die Catedrala Curtea de Argeș zu bauen.