Volksdeutsche und Rumänisierung: das Banat im Zweiten Weltkrieg
Mit Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Banat zwischen Rumänien, Serbien und Ungarn aufgeteilt. 1923 verschoben sich die Grenzen noch einmal, da einige Gemeinden ausgetauscht wurden. Grenzbereinigung nannte man das. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs markierte der Balkanfeldzug den Beginn gravierender Auswirkungen auf das Banat und seine Bevölkerung. Deutschstämmige Einwohner wurden zu Volksdeutschen erklärt und agierten dementsprechend.
Im Balkanfeldzug griff die deutsche Wehrmacht 1941 das Königreich Jugoslawien an und besetzte es innerhalb weniger Wochen. Im jugoslawischen Teil der Region Banat errichtete man eine Zivil-Verwaltung aus so genannten Volksdeutschen. Als Letztere wurden im Nationalsozialismus all jene bezeichnet, die außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches lebten und deutsche Volkszugehörige, aber nichtdeutsche Staatsangehörige waren. Aufgrund der habsburgischen Besiedelungspolitik im Jahrhundert zuvor gab es von diesen im Banat nicht wenige. Schon vor Ankunft der deutschen Truppen wurden die Volksdeutschen aktiv und begannen mit der Entwaffnung von Armee und Polizei. Die Banater Juden Serbiens wurden umgehend in Konzentrationslager deportiert, das serbische Banat für judenfrei erklärt.
Im rumänischen Teil des Banat war die Lage eine andere. Dort herrschte General Ion Antonesco, der bereits 1940 die Juden Rumäniens für staatenlos erklärt hatte. Das waren etwa 590.000 Menschen im ganzen Land. 1942 begannen die Deportationen der Banater Juden, wobei deren Eigentum vorwiegend an Rumänen verpachtet wurde. Man sprach also von „Rumänisierung“ statt „Arisierung“. Rumänien hatte sich unter Antonesco bereits stark den Achsenmächten angenähert und trat im November 1941 als Bündnispartner der Deutschen in den Krieg ein, was zweieinhalb Jahre währte. Mit dem Königlichen Staatsstreich durch König Michael I. im August 1944 beendete ein erfolgreicher Umsturzversuch Antonescos Militärdiktatur seines „nationallegionären Staats“ und das Bündnis mit dem Deutschen Reich, dessen Niederlage sich deutlich abzuzeichnen begann. Infolge des Umsturzes wechselte Rumänien die Fronten und beteiligte sich von nun an auf Seite der Alliierten am Krieg. Die deutsche Volksgruppe im rumänischen Banat wurde vom Staatsstreich überrascht. Ihre Funktionäre vertrösteten und rieten zunächst von Flucht ab. Nur wenige flüchteten dennoch. Kurz nachdem Rumänien Anfang September Ungarn den Krieg erklärt hatte, rückte die Rote Armee in Timișoara ein. Nun versuchte man, die deutschstämmige Bevölkerung zu evakuieren. Die Kampfgruppe Behrend drang nach Rumänien vor und rief in den banat-schwäbischen Gemeinden zur Evakuierung auf. Der schnelle Vorstoß der Roten Armee Richtung Westen erschwerte dies jedoch erheblich. Hinzu kam, dass viele Banater Schwaben Haus und Hof nicht verlassen wollten. Nach Kriegsende kam es zu Entrechtung und Enteignung von Rumäniendeutschen sowie zu Verschleppungen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion. Jedoch erfolgte, anders als im jugoslawischen Teil des Banat, keine systematische Vertreibung.