Nachwirkungen: das Banat in den 1950er Jahren
Nach dem Zweiten Weltkrieg verloren die Rumäniendeutschen, so auch die Banater Schwaben, alle staatsbürgerlichen Rechte. Diese erhielten sie 1948 zurück. Drei Jahre später wurden mehrere tausend Familien in die Bărăgan-Steppe verschleppt. Die meisten von ihnen konnten 1955 zurückkehren. Viele fassten jedoch nach ihrer Rückkehr den Entschluss, Rumänien so bald als möglich zu verlassen, um nach Deutschland oder Österreich auszusiedeln. Möglich wurde dies oft erst nach beinahe einem Vierteljahrhundert.
Der Zweite Weltkrieg wirkte nach. Rumänien wurde zur Volksrepublik, man stand der Sowjetunion nahe und formte Staat und Wirtschaft nach kommunistischem Modell. 1948 wurde die Industrie verstaatlicht, zwei Jahre später die Landwirtschaft. Seitens des Staates waren im Banat viele Nichtdeutsche (zwangs)angesiedelt worden, was weitreichende Auswirkungen auf Siedlungsstrukturen und tradierte Lebensformen der Banater Schwaben nach sich zog. Mit diesen massiven Veränderungen waren die Rückkehrer aus der Bărăgan-Steppe konfrontiert. Seit 1948 war Unterricht in deutscher Sprache wieder erlaubt, entsprechende Schulen wurden eingerichtet. Zusammen mit den gleichfalls erlaubten Gottesdiensten waren dies wichtige Faktoren bezüglich Erhaltung einer nationalen Identität innerhalb des kommunistischen Staates. 1953 eröffnete – staatlich subventioniert – das Deutsche Staatstheater Temeswar, genauer gesagt öffnete es seine Pforten erneut. Von 1855 bis 1899 war es schon einmal in Betrieb und auch heute noch gibt es im Teatrul German de Stat in Timișoara anspruchsvolle Stücke und Veranstaltungen zu erleben, wie aktuell das interdisziplinäre Symposium „Schreiben als Widerstand“ mit Elfriede Jelinek und Herta Müller. Zurück in die 1950er Jahre: Im Banat wie auch in ganz Rumänien schätzte man die Deutschen als Arbeitskräfte im sozialistischen Aufbau. Auf der Straße durfte Deutsch gesprochen werden, was zu dieser Zeit nicht in allen Ostblock-Ländern der Fall war. 1954 erhielten die meisten der Banater Landwirte Höfe und Häuser zurück, jedoch – aufgrund der Zwangskollektivierung – ohne Vieh, Grund und Geräte. Zudem wurden die Deutschen wieder zu vollwertigen rumänischen Staatsbürgern mit gleichen Rechten und Pflichten erklärt. Ab 1957 gab man in Temeswar die deutschsprachige Neue Banater Zeitung heraus, welche 1993 schließlich in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien aufging. Von 1956 bis 1985 gab es auf Radio Temeswar täglich eine Sendung in deutscher Sprache zu hören.
Die Familien der meisten Banater Schwaben befanden sich bereits seit etwa zehn Generationen im Land bzw. in der Region. Landwirtschaft, Kultur und Städtebau waren massiv von ihnen (mit)geprägt worden. Doch aufgrund der erlebten Zwangsverschleppungen und Entrechtungen manifestierte sich bei vielen von ihnen der irreversible Wunsch, das Land zu verlassen. Ab Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts begann somit eine jahrzehntelang anhaltende Auswanderungswelle. Bis zur Jahrtausendwende verließen über 200.000 Banater Schwaben die Region und siedelten sich vorzugsweise in Deutschland und Österreich an. Die meisten von ihnen leben heute in Süddeutschland und in der Umgebung Wiens.