Hohe Türme, schmale Bahn: von Baia Mare nach Vișeu de Sus
Abgesehen von ihrem privilegierten Platz im Ranking der (ehemals) verseuchtesten Städte der Welt ist Frauenbach (rumänisch: Baia Mare) auch auf einer weniger prekären Rangliste gut platziert: das höchste Bauwerk Rumäniens steht in der Hauptstadt des Kreises Maramuresch (rumänisch: Maramureș) zu bewundern. In Vișeu de Sus (deutsch: Oberwischau) ist mit der von dort Richtung Karpaten startenden Waldbahn ein mittlerweile international bekanntes Kulturgut nicht nur zu sehen, sondern zugleich touristisch zu befahren.
Der Stefansturm, auch Stundturm genannt, ist mit etwa 50 Metern Höhe bereits ein ziemlich hoch aufragendes Wahrzeichen Baia Mares. Das älteste Bauwerk der Stadt wurde im 15. Jahrhundert von einem transsilvanischen Fürsten namens Johann Hunyadi als Denkmal seines Sieges über die Osmanen errichtet. Im obersten Stockwerk lädt heute ein Aussichtspunkt Touristen zum Blick über die Umgebung ein. In puncto Höhenmeter sieht der Turm jedoch im Vergleich zu einem zeitgenössischeren Wahrzeichen der Stadt ernsthaft alt aus. Der in den Neunzigern erbaute Kamin der einstigen Phoenix-Kupferhütte ist mit 352 Metern Höhe das höchste Bauwerk Rumäniens und liegt auf der Liste der höchsten Bauwerke der Welt souverän auf Platz 55 zwischen dem Dubaier Emirates Office Tower und dem Stratosphere Tower in Las Vegas. Die Kupferhütte, zu der auch eine Schwefelsäurefabrik gehörte, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts begründet und entwickelte sich in den 1920er Jahren zu einem Kombinat, welches die Industrialisierung Baia Mares vorantrieb, was wiederum zu einem starken Anstieg der Einwohnerzahlen führte. 1995 wurde der Schornstein errichtet, um die Giftgase des Kombinats von der Stadt fernzuhalten. Dies funktionierte ziemlich gut, doch senkten sich die Gifte dafür in der näheren Umgebung. Baia Mare zählte auch hier nicht wirklich zu den Vorreitern eines umweltschonenden Ansatzes. Nach der rumänischen Revolution 1989 übernahmen ausländische Investoren das Kombinat, 2009, inzwischen seit sechs Jahren wieder in rumänischem Besitz, musste Insolvenz angemeldet werden.
Etwa 100 km ostwärts von Frauenbach, am Rand des Naturparks des Maramuresch-Gebirges (rumänisch: Munții Maramureșului), liegt die Kleinstadt Vișeu de Sus (deutsch: Oberwischau). Gerade im letzten Jahrzehnt erlangte der Ort über seine Wassertalbahn, die in die Wälder der Karpaten führt, internationale Bekanntheit. Die schmalspurige Waldbahn ist die letzte heute noch in Rumänien betriebene und wurde 2010 als rumänisches Kulturgut unter Schutz gestellt. 1932 fertiggestellt, diente die Bahn über Jahrzehnte hinweg ausschließlich dem Holztransport aus den Wäldern in die Sägewerke. Diesen Zweck erfüllt sie noch heute, jedoch ergänzt durch die Nutzung als touristische Attraktion. Seit 2005 bringen von Dampfloks gezogene Personenzüge ihre Gäste etwa 20 km durch den Wald zur Station Paltin, wo gemäß Blick auf die Speisekarte der Waldbahn-Website neben der Natur auch diverse Würstchen genossen werden können. Seit 2007 steht das gesamte Wassertal als ein Teil des Naturparks Munții Maramureșului unter europäischem Schutz.