Ein Kaiser im Buchenland: die Zeit der Habsburger
Der Blick in die Neuere Geschichte der Bukowina zeigt, dass diese – wie zahlreiche der historischen Regionen Rumäniens – stark von der Habsburger Monarchie geprägt wurde. Letztere erreichte 1775 die Abtretung des etwa 10.000 km² großen Gebiets durch die osmanische Regierung, genannt Hohe Pforte, welche damals mehr zu sagen hatte als der Sultan selbst. Im dazugehörigen Vertrag bezeichnete man die Bucovina erstmals offiziell als Buchenland. Bald darauf wanderten die ersten Bukowinadeutschen ins Land der Buchen ein.
Schon Jahrhunderte vor der Herrschaftsübernahme der Habsburger durch Joseph II, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Erbe der Donaumonarchie, lebten Deutsche in der Bukowina. Es handelte sich um eine kleine Gruppe von Handwerkern und Kaufleuten, die dort bereits seit dem 14. Jahrhundert siedelten. Damals gehörte die Region noch zum Fürstentum Moldau. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts wurden diese jedoch immer weniger und verschwanden schließlich ganz. Als die Österreicher das Gebiet annektierten, begegneten sie hauptsächlich Rumänen, aber auch Minderheiten wie Huzulen, Lipowanern und Armeniern. Rumänisch wurde begleitet von russinischen Dialekten, einer sehr alte Version der russischen Sprache und Armenisch, welches wiederum zu den indogermanischen Sprachen zählt. Mit Josef II, der – wenn auch im herrschaftlich abgesteckten Rahmen – für einen Kaiser seiner Zeit durchaus aufgeklärt und reformbestrebt agierte, begann eine Phase der gezielten Ansiedlung von deutschen Handwerkern und Bauern in der neu erworbenen Region. Zum Zeitpunkt der österreichischen Übernahme hatte die Bukowina gesamt nur etwa 70.000 Einwohner. Josef rief zum Treck Richtung Osten, viele folgten seinem Aufruf. Umsiedler kamen von weit her, aus Württemberg, der Rheinpfalz, aus badischen und hessischen Fürstentümern, aber auch aus dem Banat oder Galizien. Die Rumänen blieben die größte Bevölkerungsgruppe, bis sie 1880 dahingehend von den Ukrainern überholt wurden, doch die deutschen Siedler sowie deutsch- und jiddischsprachige Juden trugen im 19. Jahrhundert erheblich zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Region bei. Ein deutsches Bürgertum gehörte bald zur geistigen und politischen Elite der Bukowina. Die Bildungs- und selbst die Amtssprache waren überwiegend Deutsch, welches zu sprechen für die ansässige Oberschicht zunehmend en vogue wurde. 1875 wurde mit der Franz-Josephs-Universität (Francisco-Josephina) in Czernowitz die östlichste deutschsprachige Universität gegründet, die als solche bis 1920 bestand. Zwar schnitt die Bukowina in ökonomischer Hinsicht besser ab als das damalige Rumänien, aber durch die extreme Entfernung zu den wirtschaftlichen Zentren Österreichs und den Mangel an starken Handelspartnern blieb die Region auf dieser Ebene dauerhaft im Hintertreffen. So betrachtete man die Bukowina von den zentralen Gebieten des Habsburgerreiches aus als – nicht nur geografische – Grenzprovinz, sondern auch auf intellektueller Ebene als Sinnbild für provinzielle Rückständigkeit, die von Pascha-Wirtschaft und Corruptions-Bacillus gekennzeichnet sei. Der zeitgenössische deutsche Historiker Theodor Mommsen bezeichnete die örtliche Universität wenig schmeichelhaft als k.u.k. Strafkolonie.