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Rumänien-Blog


Die doppelte Walachei: Muntenien und Oltenien

Țara Românească heißt die Walachei auf Rumänisch, was ins Deutsche übersetzt Rumänisches Land bedeutet. Das Land Rumänien ist heute deutlich größer als die historische Landschaft Valahia, wie sie früher bezeichnet wurde. Dennoch gehört die Walachei neben Siebenbürgen (rumänisch: Transilvania) zu den größten Regionen des Landes und umfasst fast den kompletten Süden des Staates.

Die Walachei gibt es doppelt, wobei die eine wiederum etwa doppelt so groß ist wie die andere. Die kleinere der beiden ist Oltenien (rumänisch: Oltenia), die größere Muntenien (rumänisch: Muntenia), wenig überraschend auch die Kleine und die Große Walachei genannt. Rumäniens Hauptstadt Bukarest (rumänisch: București) liegt als deutlich größte Stadt des Staates im letztgenannten Teil. Nach umfassender Klärung der Größenverhältnisse zunächst nach Oltenien: Als Land am Alt (rumänisch: Olt) erhielt die Region ihren Namen durch den Fluss, der sie im Osten von Muntenien trennt. Im Norden grenzen die Südkarpaten die Kleine Walachei von Transsilvanien ab, im Westen vom Banat. Im Süden bildet die Donau den Grenzfluss zu Bulgarien und Serbien. In all den wilden Jahrhunderten territorialer Machtkämpfe profitierte Oltenia von seiner besonderen geografischen Situation. Der Fluss Olt konnte nur an wenigen Stellen überquert werden, über die Karpaten gab es nur drei Pässe: das Eiserne Tor (rumänisch: Porţile de Fier) ins Banat, den Rote-Turm-Pass (rumänisch: Pasul Turnu Roşu) und den Schil-Pass (rumänisch: Pasul Jiului) nach Siebenbürgen. Diese privilegierte Lage machte es in stürmischen Zeiten vergleichsweise einfach, das Gebiet zu verteidigen und bot so eine entspannte Basis für die Konzentration auf Wesentliches jenseits aufreibender Kämpfe, wie auf die Staatsbildung. Aufgrund der geografisch geschützteren Position differierte der Verlauf der Geschichte der Walachei in ihrem kleineren Teil immer etwas von jenem im größeren. In antiken Zeiten lebten dakische Stämme in Oltenien, in den Gebirgsregionen im Norden sind Restbestände einiger ihrer Festungen erhalten geblieben. Etwas später waren die Römer tonangebend, die dort Kolonien unterhielten und Kastelle errichteten, etwa die Festung Theodora nahe Turnu Severin. Selbst nach Abzug der römischen Armee und Verwaltung hielt deren Einfluss an, was archäologische Funde zeigen. Um 500 nach Christus hatten die Gepiden, ein ostgermanischer Stamm, für 100 Jahre das Sagen in der Gegend. Im 7. Jahrhundert mischte die slawische Migration die ethnischen Verhältnisse neu, nicht nur in Oltenien, sondern auf dem gesamten Balkan. Zeitweise beherrschte das Bulgarische Reich die Region. Fast doppelt so viele Jahrhunderte nach Christus, im 13. Jahrhundert, war die Burg Severin (rumänisch: Cetatea Severin) auf dem Gebiet der heutigen Stadt Turnu Severin eine ungarische Festung und Sitz des Severiner Banats. Die Festung Severin war im Lauf der Geschichte mehr oder weniger permanent umkämpft. Anfang des 15. Jahrhunderts überließ der ungarische König das Severiner Banat einem walachischen Woiwoden namens Mircea der Alte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Osmanen kamen – und die Oberhoheit des osmanischen Sultans anerkannt werden musste. 1524 gelang diesem die dauerhafte und letztlich doch nur vorübergehende Eroberung der begehrten Festung. Denn einige Jahrhunderte später, infolge eines der zahlreichen Türkenkriege bzw. des ihm folgenden Friedens von Passarowitz, musste der dem Sultan unterstellte Woiwode das Gebiet an die Habsburger abtreten.

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