Blüte und Krieg: die Bukowina im 20. Jahrhundert
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte die Bucovina den Habsburgern und war durch eine multikulturelle Gesellschaft geprägt. Selbst das Wahlsystem stimmte man im Bukowiner Ausgleich auf die ethnische Vielfalt des Herzogtums ab. Dessen damalige Hauptstadt Czernowitz wurde zum Zentrum intensiven Austausches zwischen den benachbarten Ländern, Kultur und Wirtschaft blühten. Dann begann der Krieg.
In der letzten Phase des Habsburgerreiches agierte und regierte dieses als Realunion der Königreiche Österreich-Ungarn, informell k. u. k. Doppelmonarchie genannt. Als solche erklärte sie am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg, womit der Erste Weltkrieg beginnen sollte. Vorausgegangen war die sogenannte Julikrise, eine Zuspitzung der Konfliktlage zwischen den fünf europäischen Großmächten und Serbien. Auslöser der Krise war die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo gewesen. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Region Bukowina zweimal von Russland besetzt – 1914/15 und 1916/17. Beide Male benötigte die österreichisch-ungarische Armee deutsche Unterstützung gegen die russischen Besatzer. Dahingehende Absprachen hatte man bereits vor Kriegsausbruch getroffen, um der „russischen Dampfwalze“ zu begegnen. Die Realunion Österreich-Ungarn zerfiel Ende Oktober 1918, womit zugleich die über 630-jährige Herrschaft der Habsburger endete. Im November endete schließlich auch der Erste Weltkrieg. In der Bukowina kam es zu Schießereien, da die Armee zwar per Anordnung aus Wien demobilisiert worden war, die Soldaten aber paradoxerweise ihre Waffen behalten konnten. Schon Ende Oktober hatte Rumänien Ansprüche auf die gesamte Bucovina erhoben, welche man mit Verweis auf die Historie argumentativ untermauerte. Die Ukrainer wiederum argumentieren auf Basis ihres Selbstbestimmungsrechts und wollten die Region zwischen Ukraine und Rumänien aufteilen. Da die Regierung in Wien bereits machtlos war, übertrug der k. u. k. Landeschef vor Ort das Buchenland an beide. Einigen konnten diese sich jedoch nicht. So besetzte die rumänische Armee die Bukowina sukzessive bis zur vollständigen Annektierung Ende November 1918, was eine Eingliederung in das Königreich Rumänien ohne jegliche Autonomierechte bedeutete. Zur von den Ukrainern gewünschten Teilung kam es erst, nachdem ein zweiter Weltkrieg beendet worden war. Im Verlauf der Friedensverhandlungen in Paris 1919/20 gab es diverse Verzichtserklärungen bezüglich territorialer Ansprüche, und das Gegenteil davon. Letztendlich blieb es bei der vollständigen Zugehörigkeit zu Rumänien, welche zu einer heftigen Rumänisierungswelle führte. Unter den damit einhergehenden Repressalien hatte vor allem die ukrainische Bevölkerung im Norden der Region zu leiden. Ab 1925 strukturierte man die Verwaltung wiederholt um. Aus Präfekturen wurden Kreise, dann Gebiete, was zur Folge hatte, dass die Bucovina schließlich in das Gebiet Suceava integriert wurde und somit auch ihr Name offiziell verschwand. Erst 1941 erhielt sie ihn zurück, als neu gebildetes Gouvernement Bukowina als Teil Großrumäniens. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Zweite Weltkrieg längst begonnen, der nördliche Teil der Bukowina war bereits besetzt.