Neuer Präsident, neue Regierung
Nachdem das Superwahljahr 2024 weit ins Jahr 2025 hineinreichte, hat Rumänien nun nicht nur einen neuen Präsidenten, sondern auch eine neue Regierung samt Ministerpräsident. Staatsoberhaupt Nicușor Dan beauftragte Ilie Bolojan am 20. Juni 2025 mit der Bildung einer Regierung. Bolojan war nach dem Rücktritt von Klaus Johannis im Februar von diesem zum Interimspräsidenten Rumäniens ernannt worden, bis er am 26. Mai von Dan abgelöst wurde. Wer sind diese Männer?
Über Klaus Johannis gab es in diesem Blog bereits häufig und ausführlich zu lesen, das letzte Mal im März 2025 nach und zu seinem Rücktritt als Staatspräsident Rumäniens. Nicusor Dan wurde am 18. Mai 2025 zum Präsidenten gewählt, am 26. Mai als dieser vereidigt. Zuvor war er für viereinhalb Jahre Oberbürgermeister der Hauptstadt Bukarest (rumänisch: București) gewesen. Vor seiner Karriere als Politiker machte Dan zunächst Karriere als Mathematiker. In Făgăraș (deutsch: Fogarasch oder Fugreschmarkt) im Kreis Brașov in Siebenbürgen (rumänisch: Transilvania) geboren, nahm er als Jugendlicher in den 1980er Jahren zweimal an der seit 1959 stattfindenden Internationalen Mathematik-Olympiade teil und gewann beide Male die Goldmedaille für Rumänien. Mit 18 Jahren zog er in die Hauptstadt und begann an der Universität Bukarest (rumänisch: Universitatea din București) Mathematik zu studieren. Nach einigen Semestern ging er nach Frankreich, um sein Studium an der École Normale Supérieure, einer Elitehochschule, fortzusetzen. 1993 erwarb er seinen Master, 1998 seinen Doktor an der Universität Sorbonne Paris-Nord. Mit dem Wunsch Rumänien zu verändern kam er nach Bukarest zurück und wurde Professor am Institut für Mathematik Simion Stoilow, einem Forschungsinstitut der Rumänischen Akademie (rumänisch: Academia Română), dem höchsten Forum der Wissenschaft und Kultur in Rumänien. Sein Einstieg in die Politik begann 2006 zunächst mit der Gründung einer lokalen Initiative für den Erhalt historischer Bausubstanz und der Grünflächen in der Stadt. Mit dem Verein Asociația Salvați Bucureștiul (deutsch: Verband Rettet Bukarest) reagierte er auf den Abriss alter Häuser und die Errichtung von Hochhäusern in geschützten Bukarester Stadtvierteln und konnte einige baurechtliche Erfolge erzielen. 2012 kandidierte Nicușor Dan parteiunabhängig erstmals für das Amt des Bukarester Bürgermeisters (rumänisch: Primar), erreichte aber nur neun Prozent der Stimmen. 2016 kandidierte er erneut, diesmal mit einem Ergebnis von 30,5 Prozent, das jedoch nur für Platz zwei reichte. 2015 war aus dem Verein zur Rettung Bukarests die Uniunea Salvați Bucureștiul (USB, deutsch: Union Rettet Bukarest) geworden, im August 2016 die landesweit agierende Partei USR, die als Uniunea Salvați România nun nicht mehr nur die Hauptstadt retten wollte, sondern als Union Rettet Rumänien das ganze Land. Nachdem die Partei von einer regionalen zu einer nationalen avanciert war, erreichte sie bei der Wahl des rumänischen Parlaments am 11. Dezember 2016 8,9 Prozent der Stimmen und lag damit auf Platz drei. Nicușor Dan zog als einer von 329 Abgeordneten in die Abgeordnetenkammer (rumänisch: Camera Deputaților) des Parlaments ein. Letztere wurde mit der Verfassung von 1991 als untere Kammer (Unterhaus) des rumänischen Parlaments installiert, um die Regierung zu kontrollieren und Gesetze zu verabschieden.