Arbeit und Kultur: Rumänen in Italien
Nach dem mittlerweile zweiten Besuch des rumänischen Pavillons auf der Internationalen Architekturbiennale Venedig (rumänisch: Bienala Internațională de Arhitectură de la Veneția) im November 2023 bleiben wir noch eine Weile vor Ort, zunächst auf weiteren kulturellen Spuren Rumäniens in der Lagunenstadt. Wir folgen außerdem der Spur eines rumänischen Kupferschmieds nach Venedig und einer jungen Rumänin nach Italien.
Die Förderung der Rumänischen Kultur in der Welt und die Bewahrung der kulturellen Identität der außerhalb der Grenzen lebenden Rumänen gehören zu den erklärten Zielen des Rumänischen Kulturinstituts (rumänisch: Institutul Cultural Român) mit Hauptsitz in Bukarest. Inzwischen gibt es 18 Vertretungen in 17 Ländern, darunter zwei in Italien, eine davon in Rom, die andere in Venedig. Letztere ist das Institutul Român de Cultură și Cercetare Umanistică. Bis Ende November läuft die Bewerbungsfrist beim Rumänischen Kulturinstitut in Bukarest für Projekte zur 60. Internationalen Kunstausstellung, La Biennale Arte di Venezia, deren Titel und Thema Foreigners Everywhere lauten wird. Dort werden in erster Linie Künstler und Künstlerinnen vorgestellt, die selbst von Migration oder Flucht betroffen sind. Das führt uns wiederum zum Thema Auswanderung, das uns in und über Rumänien immer wieder begegnet und worüber bereits mehrfach im Blog zu lesen war. Das Land gehört nach wie vor zu den klassischen Auswanderungsländern. In Italien leben inzwischen mehr als eine Million Ausgewanderte aus Rumänien, neben jenen aus Albanien und Marokko die größte ethnische Minderheit des Landes. Als Gründe gelten die relative geographische Nähe Rumäniens zu Italien und die sprachliche Verbundenheit. Italienisch gilt als die dem Rumänischen ähnlichste unter den romanischen Sprachen. Neben der dauerhaften Migration gibt es die temporären Arbeitsaufenthalte über einige Wochen oder Monate. Eine junge Frau aus dem Dorf Romuli im Norden Rumäniens, sie hat Anthropologie studiert, fährt mit ihrem Freund regelmäßig zur Ernte nach Italien, um mit dem Lohn ein gemeinsames Haus bauen zu können. Sie sind nicht die einzigen im Dorf, die das tun. Dann gibt es noch die Geschichte des Kupferschmiedes Victor Clopotar, die nach Venedig führt. Erzählt von Jasmin Jouhar in der FAZ vom 30. Juli 2022. Clopotar ist Roma und Kupferschmied im Dorf Brateiu in Siebenbürgen, der seine Werke am Straßenrand an Touristen verkaufte, bis eine Designerin diese vor etwa zehn Jahren in Wien in einer Ausstellung von Roma-Handwerkern entdeckte. Nadja Zerunian begann ihre Entwürfe mit Clopotar umzusetzen und gründete mit anderen die Hilfsorganisation Corizom zur Unterstützung von Handwerkern aus benachteiligten Gemeinschaften in Osteuropa. Dazu gehört das Ausstellen ihrer Produkte auf Messen. Auf diesem Hintergrund bewarb sich Clopotar bei Homo Faber, einem Event für außergewöhnliche und traditionelle Handwerkskunst in Venedig, und wurde eingeladen. Seiner Teilnahme folgten weitere, wie auf der Design Miami in Basel. Heute vertreibt er seine Handwerkskunst zu angemessenen Preisen. Das Kupferschmieden hat bei den Roma eine lange Tradition, Victor hat es von seinem Vater gelernt, gibt es an seinen Sohn weiter. Er hat sich selbst und seiner Frau Lesen und Schreiben beigebracht, eine Firma gegründet, den Führerschein gemacht, ein Haus gebaut und verkauft seine Produkte nun international. Ein Lebensweg, der für Roma in Rumänien so nicht vorgesehen ist. Victor Clopotar geht weiter.