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Rumänien-Blog


Dörfer in der Stadt: Bukarests Dorfmuseum

Der König-Michael-I-von-Rumänien-Park im Norden der Hauptstadt ist besuchter Teil der Trilogie über die Bukarester Parks. Im Parcul Herăstrău, wie er zuvor geheißen hatte, liegt am Westufer des gleichnamigen Sees ein Museum, das seine Exponate nicht innerhalb seiner Mauern präsentiert, sondern vielmehr Dörfer in die Stadt holt: das Muzeul Național al Satului Dimitrie Gusti.

Im Bukarester Dorfmuseum ist das Dorf nicht im Museum zu sehen, sondern entstand – und entsteht noch – aus zahlreichen Häusern aus den verschiedensten Regionen Rumäniens. Wie kam es dazu? 1936 gründeten Dimitrie Gusti, Victor Ion Popa und Henri H. Stahl ein Freilichtmuseum, welches das ländliche Leben in die Stadt holen sollte. Dimitrie Gusti, 1880 in der Universitätsstadt Iași (deutsch:Jassy) in der historischen Region Moldau (rumänisch: Moldova) geboren, die wir per Blog ab Oktober 2018 für ein halbes Jahr bereisten, studierte dort später Geschichte und Soziologie. Seine Studien setzte er in Berlin und Leipzig fort. Nach einer Zeit in Paris wurde er Professor in Iași, ab 1920 in Bukarest. Von 1925 bis 1939 erarbeitete er eine Reihe von Dorfstudien. Da Ackerbau und Viehzucht die ökonomische und kulturelle Basis der rumänischen Gesellschaft bildeten, stellte die Erforschung der ländlichen Kultur einen zentralen Aspekt der rumänischen Soziologie dar. Gusti fuhr mit seinen Studierenden zu Exkursionen aufs Land und veröffentlichte deren Ergebnisse. Die Entwicklung neuer Methoden zur Produktivitätssteigerung standen ebenso im Fokus wie die Schaffung kultureller Zentren in den Dörfern. Gustis Einstellung galt zwar als vergleichsweise gemäßigt national, war aber dennoch so verankert, dass die Erforschung der Dörfer ethnischer Minderheiten für ihn ein Tabu blieb. Schließlich gründete er gemeinsam mit Popa und Stahl das Muzeul Satului (deutsch: Dorfmuseum). Mit einer Fläche von über 100.000 Quadratmetern liegt das älteste und größte Freilichtmuseum Rumäniens zwischen der zehnspurigen Hauptverkehrsstraße Șoseaua Kiseleff und dem Seeufer. Um es zu füllen, wurden Häuser vom Land zerlegt, mit Zug, Kutsche oder Boot in die Hauptstadt transportiert und dort wieder aufgebaut. Die ältesten Gebäude wurden – erstmals – im 17. Jahrhundert erbaut, die jüngsten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zu sehen sind traditionelle Wohnhäuser, Kirchen und Windmühlen. Auf viele davon kann man von hier aus einen Blick werfen. Auf der Website des Museums findet sich eine Karte mit den Gebäuden, welche per Klick Fotos und Infos zu diesen freigibt. Schönberg (rumänisch: Dealu Frumos) ist ein Dorf in Siebenbürgen (rumänisch: Transilvania), gegründet im 12. Jahrhundert von Siebenbürger Sachsen, die Ende des 19. Jahrhunderts die Hälfte der Dorfbewohner ausmachten. Zu diesen gehörte auch die Familie Recker, deren Haus 1896 offiziell registriert wurde. 2011 erwarb die Familie des Professors Marcel Nemeti von der Bukarester Universität für Architektur und Stadtplanung Ion Mincu (rumänisch: Universitatea de Arhitectură și Urbanism Ion Mincu) den Sachsenhof und schenkte ihn dem Muzeul Național al Satului Dimitrie Gusti. Nemeti ist Leiter eines studentischen Projekts, das Studierende jeden Sommer in die Schönberger Kirchenburg führt: Centrul de Studii in Arhitectură Vernaculară Dealu Frumos. Im Dorfmuseum in Bukarest wurde 2007 die sogenannte Allee der Minderheiten eingerichtet. Der Sachsenhof ist inzwischen in diese umgezogen und vertritt dort die jahrhundertelange Geschichte der Siebenbürger Sachsen in Rumänien.

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