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Rumänien-Blog


Natur in der Stadt: Bukarester Gärten und Parks I

In der wilden Mischung aus Architekturstilen, zwischen großzügigen Boulevards und neobarocken Gebäuden, stalinistischem Zuckerbäckerstil und Plattenbausiedlungen, sozialistischer Gigantomanie und verlassenen Villen, vielspurigen Megastraßen und einem Gewirr schmaler Gassen gibt es in Rumäniens Hauptstadt auch grüne Oasen zu entdecken. Zeit für einen ausgedehnten Herbstspaziergang.

Die nach dem Ende der Diktatur ab 1989 einsetzenden Baumaßnahmen führten zu einer massiven Reduktion der städtischen Grünflächen. In den folgenden 20 Jahren gingen etwa 50 Prozent davon verloren. Der älteste Park Bukarests liegt im Zentrum der Stadt. Der Grădina Cișmigiu (deutsch: Cișmigiu-Garten) ist mit einer Fläche von etwa 17 Hektar durchaus ein großer Garten. Dessen Geschichte beginnt Ende des 18. Jahrhunderts mit ersten Arbeiten auf dem Parkgelände: Zwei Springbrunnen, Cișnele genannt, gaben dem Park den Namen Cișmigiu. Fast vierzig Jahre später legte man die an das Parkareal angrenzenden Sümpfe trocken, was wiederum ein Jahrzehnt in Anspruch nahm. Mit der Gestaltung des so erweiterten Parks wurde der Wiener Gartenarchitekt Carl Friedrich Wilhelm Meyer beauftragt. Dieser ließ in den folgenden zehn Jahren über 30.000 Bäume und Sträucher pflanzen und baute ganz nach Wiener Vorbild eine Promenadenallee sowie künstliche Inseln, Musiklauben und Zierbrücken. 1860, also 60 Jahre nach Beginn der Arbeiten, wurde der Park für Besucher und Besucherinnen freigegeben. 1910 engagierte man nochmals einen Gartenarchitekten. Friedrich Rebhuhn prägte den endgültigen Charakter, welcher als eher rumänisch beschrieben wird. Er legte einen großen Blumenteppich nach dem traditionellen Muster rumänischer Teppiche an, schuf das sogenannte Rumänische Rondeau mit Marmorbüsten sechs rumänischer Schriftsteller und fügte Spielplatz, Bootsverleih, Restaurant und einen kleinen Zoo hinzu. Rebhuhn blieb über 30 Jahre Bukarester Stadtgartendirektor. Heute gibt es im Cișmigiu zudem einen französischen Garten, ein römisches Rondell, einen Rosengarten und zwei Seen, den Cișmigiu-See und den Lebedelor-See. Gesamt eher eine gezähmte wilde Mischung. Bewegt man sich vom Grădina Cișmigiu Richtung Westen, durchquert man den Parcul Operei oder streift den Parcul Eroilor, welcher durch den Fluss Dâmbovița vom Opernpark getrennt ist. Weiter westwärts erreicht man den Botanischen Garten Bukarest (rumänisch: Grădina Botanică din București oder nach seinem Gründer: Grădina Botanică Dimitrie Brândză). Mit etwas mehr als 18 Hektar liegt er im Stadtteil Cotroceni, über 10.000 Pflanzenarten sind dort beheimatet. Der Vorgänger des Gartens war nahe der medizinischen Fakultät angesiedelt, gegründet von Carol Davila. Erster Direktor war der Botaniker Ulrich Hoffmann, gefolgt von Dimitrie Grecescu. 1884 verlegten der aktuelle Namensgeber, der rumänische Botaniker Dimitrie Brândză, und der belgische Landschaftsarchitekt Louis Fuchs den Garten an seinen heutigen Standort. Mit Fertigstellung der Gewächshäuser wurde er eröffnet. Das Alte Gewächshaus des Botanischen Gartens erbaute man nach dem Vorbild der Gewächshäuser von Lüttich (französisch: Liège) in Belgien. Innerhalb des Gartens befindet sich ein Botanisches Museum (rumänisch: Muzeul Botanic) in einem Gebäude im Brâncoveanu-Stil. Letzterer ist ein nach dem walachischen Fürsten Constantin Brâncoveanu (1688–1714) benannter Baustil, der italienisch-venezianische und orientalische Stilelemente kombiniert. Im kleinen Café des Botanischen Gartens machen wir eine Pause.

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