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Rumänien-Blog


Internationale Festivals: von der Klassik zum Jazz

Das George Enescu International Festival and Competition fand in diesem Jahr vom 04. bis zum 18. September in Bukarest statt. Im letzten Blog lernten wir George Enescu und sein Festival klassischer Musik kennen. Rumäniens Hauptstadt ist ebenso Schauplatz eines renommierten Jazzfestivals mit Wettbewerb, der Bucharest International Jazz Competition. Die Bewerbungsfrist für die 17. Ausgabe im Juli nächsten Jahres läuft.

2007 begann die Erfolgsgeschichte eines Jazzfestivals inklusive Wettbewerb, das mittlerweile auf der Liste der europaweit wichtigsten an zweiter Stelle, bei den weltweiten an dritter Stelle steht. Das Festival widmet sich der neuen Jazzgeneration, der Wettbewerb richtet sich an junge professionelle Musiker und Sänger. Neben hochkarätigen Konzerten werden auch Jam-Sessions und Workshops geboten. Das Festival findet wiederum im Rahmen des EUROPAfest statt, welches seit fast 30 Jahren Bühnen für Jazz, Pop, Blues und Klassik bietet. Schirmfrau und Schirmherr sind Ihre Majestät Margarita und Prinz Radu von Rumänien. Obwohl es in Rumänien keine Monarchie mehr gibt, sprechen die beiden unter diesen Titeln dem EUROPAfest auf dessen Website ein Grußwort aus. Margarita von Rumänien (amtlich: Margarita a Românie) ist Thronprätendentin, die als älteste Tochter des letzten Königs Rumäniens, Michael I, Anspruch auf den Thron hätte, wenn es denn einen gäbe. Die Monarchie in Rumänien wurde 1947 abgeschafft. Zurück zum Jazz. Dieser erreichte Rumänien nach dem Ersten Weltkrieg. Der 1913 geborene Schlagzeuger Sergiu Malagamba, der am Konservatorium in Bukarest studiert hatte, gilt als einer der Pioniere des rumänischen Jazz. Zusätzlich machte ihn sein extravaganter Kleidungsstil populär. In den 1950er Jahren des kommunistischen Regimes war Jazz in Rumänien so gut wie verboten. Erst ab Mitte der 1960er Jahre kam es zu einer Lockerung kultureller Verbote, die ersten Jazzplatten der Nachkriegszeit konnten bei Electrecord erscheinen. Letzteres ist ein rumänisches Plattenlabel, das 1932 gegründet wurde, und im kommunistischen Rumänien das einzige erlaubte war. Gründer Nathan Mischonzniki besaß somit Osteuropas erste Plattenfabrik und veröffentlichte zwei Jahre später die erste Schallplatte in Rumänien. 1937 baute er das erste Aufnahmestudio im Land. 1948 wurde Electrecord verstaatlicht. Ein weiterer wichtiger Protagonist in Sachen Jazz war Johnny Răducanu. Er gründete die rumänische Jazzschule und war Präsident der rumänischen Jazzföderation. Der 1931 in Brăila geborene Musiker stammte aus einer Romafamilie mit jahrhundertelanger musikalischer Tradition. Er studierte an den Konservatorien in Cluj-Napoca (deutsch: Klausenburg) und Bukarest (rumänisch: București). 1966 spielte er eine der ersten rumänischen Jazzplatten ein und erlangte im Lauf seiner Karriere den Ruf als bester rumänischer Jazzbassist. Die rumänische Jazzsängerin Aura Rully, geboren 1946 in Bukarest, trat ab Mitte der 1960er Jahre mit dem Bukarester Jazz-Quintett auf, ab 1971 als dessen Leiterin. 1972 debütierte sie mit der Band von Duke Ellington in der berühmten New Yorker Carnegie Hall. Auch der deutsche Jazzposaunist und Bandleader Peter Herbolzheimer ist in Rumänien geboren, 1935 in Bukarest. 1951 zog die Familie nach Deutschland, später studierte er in Nürnberg Musik, spielte dann in unterschiedlichen Jazz-Formationen, unter anderem zusammen mit Udo Lindenberg. 1969 gründete er seine Big Band Rhythm Combination & Brass.

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