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Rumänien-Blog


Gerne groß: Bukarester Bauwerke

Bukarests Stadtbild ist geprägt von einer wilden Mischung verschiedenster Architekturstile auf engem Raum. Mit den kolossalen Ausmaßen des Palasts des Parlamentes (rumänisch: Palatul Parlamentului) kann kein anderes Gebäude in der Stadt – und auch keines in ganz Rumänien – mithalten. Selbst weltweit wird das schwer. Doch groß gebaut wurde in der Hauptstadt schon immer gerne, und wird es noch.

In den 1930er Jahren orientierte man sich stark an französischer Stadtplanung und Architektur. Wir erinnern uns an Micul Paris (deutsch: Kleines Paris), das Paris des Ostens, wie București damals genannt wurde (Blogbeiträge April und August 2021). So folgte man auch beim Bau des Bukarester Triumphbogens Arcul de Triumf dem Pariser Vorbild Arc de Triomphe de l’Étoile (deutsch: Triumphbogen des Sterns). An der Stelle diverser Provisorien errichtete der rumänische Architekt Petre Antonescu unter Mitwirkung bekannter Bildhauer wie Frederic Storck, Ion Jalea und Cornel Medrea das riesige Bauwerk. Wie in der französischen Hauptstadt fließen große Straßen sternförmig auf den Bogen zu. Das Bukarester Athenäum (rumänisch: Ateneul Român) wurde von 1885 bis 1888 nach Plänen eines französischen Architekten, Albert Galleron, erbaut. Nachdem auf dem Gelände zunächst ein Zirkus errichtet werden sollte, ist es heute das Konzerthaus der Staatsphilharmonie. Die baulichen Eingriffe verschiedener Architekten hinterließen ein Konglomerat von Baustilen in und am Gebäude. Ziemlich groß ist auch das 1937 fertiggestellte Bukarester Königsschloss (rumänisch: Palatul Regal), welches der rumänische König Michael I. bis 1947 bewohnte. Danach residierten die kommunistischen Herrscher im monumentalen Gebäudekomplex. Von einem der Balkone unternahm Diktator Nicolae Ceaușescu einen letzten Versuch, zu den davor versammelten Menschenmassen zu sprechen. Dieser Versuch führte zur beginnenden Erstürmung des Gebäudes und der Flucht der Ceaușescus per Hubschrauber von dessen Dach. Regierungssitz Rumäniens ist seit 1990 der im geradlinigen Neoklassizismus konzipierte Victoria-Palast (rumänisch: Palatul Victoria) am Siegesplatz (rumänisch: Piața Victoriei). Bereits 1944 errichtet, waren dort in kommunistischen Zeiten Ministerrat und Außenministerium untergebracht. Neben repräsentativen Staatsbauten prägen zahlreiche rumänisch-orthodoxe Sakralbauten das Bild der Stadt, heute noch etwa 100. Wie im Blogbeitrag vom Dezember 2021 zu lesen, hatte Ceaușescu für den Bau des Hauses des Volkes und heutigen Palast des Parlaments über zwanzig davon abreißen lassen. Direkt nebenan wird aktuell an einem sakralen Großprojekt gearbeitet, das in der rumänischen Öffentlichkeit umstritten ist: Seit 2010 entsteht dort die Kathedrale der Erlösung des rumänischen Volkes (rumänisch: Catedrala Mântuirii Neamului Românesc). Das Gebäude der Rumänisch-Orthodoxen Kirche soll laut Website zum Projekt ein Symbol der rumänischen Seele werden, Fotos zeigen dessen Ausmaße. Die im Herbst 2018 eingeweihte und noch nicht fertiggestellte Kathedrale ist eine der größten orthodoxen Kirchen der Welt. Das millionenschwere Prestigeobjekt wurde mehrheitlich aus öffentlichen Geldern finanziert. Zur Kritik daran heißt es weiter auf der Website, die Kirche sei das einzige Krankenhaus, dass Menschen durch Vergebung und Vervollkommnung ihrer Tugenden von den Sünden heilt. Mit einer Turmhöhe von 120 Metern überragt die Kathedrale den Parlamentspalast.

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